Was glaubt ihr - wie viel Prozent der Lehrkräfte in Deutschland arbeiten am liebsten alleine? Und woher kann man Inspirationen nehmen, wenn man sich vom Einzelkämpfer:innentum abwenden und für mehr Kollaboration in Schule eintreten will?
Klar, Teamwork ist das Trendwort der Stunde. Doch wie ist es tatsächlich um die Haltung zu Zusammenarbeit unter Lehrkräften bestellt? Und was gilt es zu bedenken, wenn man sich auf den Weg zu mehr Kollaboration in Schule machen will?
Ein Blick in die jüngste Vergangenheit
Der Schulalltag hat sich durch Corona stark verändert: Statt im Klassenzimmer haben wir in Video-Konferenzen gesessen, das Lehrer:innenzimmer wurde in den digitalen Raum verlegt und somit auch all die guten Gespräche in der Kaffeeküche, neben dem Kopierer und in den Pausen auf den Gebäudegängen. Wenn nicht schon zuvor Lehrkräfte das Gefühl hatten, auf sich allein gestellt zu sein, dann jetzt erst recht. Die starke Überbelastung macht deutschlandweit den Lehrkräften nicht erst seit der Pandemie zu schaffen. Aus diesem Grund ist es jetzt besonders wichtig, das Teamgefühl und die Teamarbeit in der Bildungswelt stärker in den Fokus zu rücken.
Nur 7% der Lehrkräfte empfinden die Arbeitsweise als “Einzelspieler:in” als “sehr hilfreich”
Die repräsentative Studie „Kooperation an Schulen“ (2018) im Auftrag der Deutschen Schulakademie zeigt, dass zwar 77% der Lehrer:innen vorzugsweise als Einzelkämpfer:innen arbeiten, jedoch lediglich 7% diese Arbeitsweise als „sehr hilfreich“ bewerten. Hingegen beurteilen 90% der befragten Lehrkräfte die Vorgehensweise “Teamplayer:in” als “sehr hilfreich” oder “hilfreich”. Diese Ergebnisse zeigen auf: Das einzelkämpferische Arbeiten ist unter Lehrkräften zwar sehr weit verbreitet, als sonderlich gewinnbringend und befruchtend wird es jedoch nicht wahrgenommen. Dem gegenüber steht eine große Zahl an Lehrkräften, die das Teamplay im Klassen- und Lehrer:innenzimmer sehr begrüßen würden. Wie kann eine Bildungsstruktur also zu dem Punkt kommen, an dem Kollaboration mehr als nur projektbezogene Gruppenarbeit ist und in den Arbeitsalltag an Schulen integriert wird?
Ein Blick über den Tellerrand
Ansatzpunkte gibt es viele, Freiräume leider sehr wenige oder zumindest sehr wenig wahrgenommene. Aus diesem Grund ist es umso wichtiger, sich den Möglichkeiten der Teamarbeit bewusst zu werden, die man als Lehrkraft hat. Dabei lassen sich Methoden aus den verschiedensten Bereichen der Arbeitswelt für die Schulwelt nutzbar machen. Hierfür kann es hilfreich sein, sich auch in Branchen wie dem Projektmanagement und in den agilen Methoden aus der freien Wirtschaft umzusehen und zu reflektieren, welche Anknüpfungspunkte effektiv für den Bildungskontext genutzt werden können.
Ein weiterer zentraler Baustein für ein gelungenes Miteinander ist das Teambuilding. Oft wird im Schulstress und -alltag vergessen, dass es auch für Lehrkräfte die essenzielle Möglichkeit braucht, sich als Kollegium über das Klassenzimmer hinaus gemeinsam weiterzuentwickeln und mehr Zusammenhalt zu schaffen. Nicht zuletzt fördern Teambuildingmaßnahmen auch in Unternehmen verschiedenster Größe und Branchenzugehörigkeit zu größerem Unternehmenserfolg. Und genau das gilt natürlich auch für das Lehrkräftezimmer.
Eine besondere Form der Kollaboration in Schule: Teamteaching
Eines unserer Herzensthemen bei Team:werk ist das „Teamteaching“. Bei dieser Form des Unterrichtens erstreckt sich die Kollaboration zweier Lehrkräfte auf die gemeinsame Vorbereitung, Durchführung und Nachbereitung von Unterricht. Dabei kann zwischen zahlreichen Varianten unterschieden werden:
Um die Vorzüge von Teamteaching erlebbar zu machen, führen wir unsere Angebote immer im Tandem durch. Teamteaching selbst ist dabei übrigens ein beliebtes Thema für Fortbildungen an Schulen. Über die Besonderheiten der verschiedenen Varianten in einer digitalen Welt haben wir hier gebloggt.
Ein Plädoyer für Teamplay
Nicht nur in der freien Wirtschaft, sondern auch im Arbeitsfeld Schule führt Teamplay zu einer Entlastung und einer Stärkung des Zusammenhalts. Gerade in einem Berufsstand, der die Generation von morgen prägt, ist es somit unerlässlich, nicht nur kollaborative Methoden zu lehren, sondern auch zu leben. Denn davon profitieren nicht nur die Lehrkräfte selbst, sondern auch der Bildungserfolg der Schüler:innen.
Hinweis: Eine Langfassung dieses Artikels von uns ist erstmals 2021 im Blog von beWirken erschienen.