Teamteaching in einer digitalen Welt

24. Juli 2024by Anna

Kollaboration als eine der Zukunftskompetenzen ist in aller Munde. Dabei wird häufig vergessen, dass dies nicht nur für unsere Schüler:innen gilt. Doch wie kann Zusammenarbeit in ihrer Königsdisziplin unter Lehrkräften gelingen – und was hat das Ganze mit Digitalität zu tun?

Teamteaching in einer digitalen Welt: Gemeinsam das Lernen der Zukunft gestalten
Teamteaching – Was ist das genau?

 

„Teamteaching ist das gemeinsame Vorbereiten, Planen, Durchführen und Evaluieren von Unterricht durch zwei oder mehr Lehrkräfte oder ein multiprofessionelles Team.“ (Kersten Reich)

Das heißt: Lehrende setzen gemeinsam Ziele, entwickeln Unterrichtspläne, unterrichten zusammen und bewerten Ergebnisse; sind also zumindest den Großteil der Unterrichtszeit gemeinsam in der Klasse. Die Lehrkräfte können über ähnliche Expertise verfügen, z.B. zwei Deutschlehrkräfte der Realschule. Oder sie arbeiten interdisziplinär zusammen – z.B. eine Regellehrkraft und eine DaF-Lehrkraft oder eine sonderpädagogische Fachkraft. Sinn und Zweck ist es, auf die einzigartigen Bedürfnisse aller Schüler:innen einzugehen. Teamteaching verspricht eine besondere Effektivität bei der Vermittlung von Kompetenzen zur stetigen selbstständigen Weiterentwicklung der Lernenden, die die sich wandelnde Arbeitswelt erfordert.

 

Teamteaching im Distanz- und Onlineunterricht

Die sechs gängigsten Varianten von Teamteaching können sowohl im Präsenzklassenzimmer als auch hybrid, online, synchron oder asynchron angewandt werden. So bietet sich die Form One teach, one assist besonders im Online-Unterricht via Videokonferenz an: Während eine Lehrkraft maßgeblich das Unterrichtsgeschehen lenkt und verbal mit den Schüler:innen interagiert, steht die andere als technische Unterstützung zur Seite, kontrolliert die Anwesenheit, beantwortet die Fragen der Lernenden im Chat und koordiniert Arbeitsphasen über virtuelle Teilräume.

Befindet sich eine Klasse im Distanzunterricht und wird rein asynchron beim Lernen begleitet, stellt das Station Teaching eine spannende Bereicherung dar. Hier entwickelt das Lehrkräfteteam einen asynchronen Lernpfad, der wie bei einer Stationenarbeit eigenständig von den Lernenden durchlaufen werden kann und z. B. über die Lernplattform der Schule abgebildet ist. Jeder Station wird eine Lehrkraft zugeordnet, wo sie federführend für die Betreuung der Schüler:innen zur Verfügung steht.

 

Teamteaching im digitalisierten Präsenzklassenzimmer

Auch im analogen Klassenraum erhält Teamteaching im Rahmen der Digitalisierung neue Einsatzmöglichkeiten. Bei der Variante One teach, one observe gestaltet eine Lehrkraft aktiv den Unterricht, während die andere sie leitfadengestützt beobachtet. Gerade beim Ersteinsatz neuer Medien, Technik oder Tools ist hier nicht nur das Handeln der Lehrkraft von Interesse, sondern auch die Art und Weise, wie die Lernenden darauf reagieren und damit interagieren.

Teamteaching in einer digitalen WeltBesonders reizvoll ist die Königsdisziplin des Teaming, bei der das Lehrkräftetandem während des gesamten Unterrichts im Zusammenspiel vor und mit der Klasse agiert. Dabei muss die zweite Lehrkraft nicht einmal zwingend vor Ort sein: Durch Zuschaltung per Videokonferenz kann eine weitere Person als Teamteaching-Partner:in fungieren, mit der Präsenzlehrkraft ein (simuliertes) Gespräch führen oder von der Klasse interviewt werden.

 

Digital gestützte Unterrichtsvor- und -nachbereitung im Team

Noch nie waren die Planung und Auswertung gemeinsamer Unterrichtsinhalte auf so vielfältige Weise möglich wie heute. So können Fachschaften gemeinschaftlich Unterricht planen, indem sie sich eines digitalen Kollaborationsboards bedienen, wo zeit- und ortsunabhängig Ideen gesammelt, Material geteilt und weiterentwickelt und Feedback eingeholt werden kann. Bei der Nachbereitung bietet sich der Vorteil, dass eine Evaluation wie die einer fächerübergreifender Projektarbeit bei Bedarf sogar anonym erfolgen kann und auch die Schüler:innen niedrigschwellig einbezogen werden können. Indem das Tool in das ohnehin verwendete Learning Management System der Schule – z. B. Microsoft Teams oder Moodle – eingebunden wird, erspart sich das Team den Umweg auf eine externe Plattform.

 

Vorzüge von Teamteaching für Lehrkräfte in der digitalen Welt
  • Arbeits-, zeitliche und psychische Entlastung der Lehrkraft
  • Beobachtung und Kritik in einem nichtbedrohlichen, unterstützenden Kontext
  • Lernen am Modell der Kolleg:innen & Erweiterung des methodischen Repertoires
  • kontinuierliche Unterrichtsentwicklung sowie Weiterbildung und Professionalisierung

 

„Man kann sich vielleicht auch gewissen Dinge einmal abschauen, man sieht vielleicht einmal, wie ein anderer Lehrer das machen würde. Man hat ja selber seine Vorstellung, wie man vielleicht gewisse Themen machen würde ähm aber wenn man natürlich vom anderen einen Input bekommt, ja, also es erweitert den Horizont.“
Zitat aus der Team:werk-Interview-Studie zu Teamteaching (2018)

Der erste Schritt

 

Schritte zum Teamteaching in einer digitalen WeltEs bleibt die Frage: Woher die Tandemlehrkraft nehmen? Für einen ersten Schritt kann es helfen, nur punktuell zu kollaborieren, z. B. fächerübergreifend im Rahmen von Projekten oder durch den unterstützenden Einsatz von Praktikant:innen. Dabei können auch zwei Klassen zusammengelegt werden. Auch hier spielt uns die Digitalisierung in die Karten: Sie ermöglicht eine schul(arten)übergreifende Zusammenarbeit, ohne dass räumliche Grenzen uns behindern. Die Schulleitung kann das Teamteaching durch eine teilweise Synchronisation der Stundenpläne begünstigen.

 

Hinweis: Dieser Artikel von uns ist erstmalig 2022 in dem Online-Magazin excitingedu erschienen und kann unter diesem Link ab S. 22 gelesen werden. Vielleicht sind auch die anderen Artikel der Ausgabe für euch interessant?

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